Nthabiseng Hlongwane lebt in der Zweimillionen-Stadt Soweto, in einer Siedlung namens Doornkop. Dass Doornkop auch heute noch besteht ist das Ergebnis der mutigen Protestaktion einer Gruppe
von Frauen in den frühen 1990er Jahren, angeführt von Nthabiseng.
Damals wollte die nationalistische Apartheidregierung mit allen Mitteln den Zustrom von Menschen aus den ländlichen Gebieten in die Städte verhindern und so die Stadtbevölkerung begrenzen. Daher
waren Wohnungen in Soweto und anderen Townships sehr gefragt, die Menschen drängten sich auf kleinstem Raum zusammen.
Selbst wer das formale Recht hatte, in den städtischen Gebieten zu leben, war gezwungen, als Untermieter in Hütten zu wohnen, die in den engen Hinterhöfen der Township-Häuser entstanden.
Menschen, die in diesen Hütten wohnten, forderten in den späten 1980er und frühen 1990er Jahren mehr Wohnland. Sie besetzten unbebautes Land, errichteten Behausungen und versuchten, eine neue
städtische Gemeinde entstehen zu lassen.
Die Antwort der Regierung war häufig, die Siedlungen gewaltsam niederzureißen.
Der Protest, den Nthabiseng Hlongwane anführte, war in der Hinsicht neu, dass die TeilnehmerInnen bewusst auf Gewalt verzichteten. Als die Polizei mit den Bulldozern eintraf, zogen die
Frauen ihre Kleidung aus und stellten sich ihnen mutig entgegen. Millionen Menschen erfuhren von dieser Aktion, denn die internationale Presse berichtete weltweit über diesen Protest, TV-Sender
waren vor Ort. Zwar wurden die Frauen mit Gefängnis bestraft, aber der Staat erlaubte ihnen letzlich doch noch, auf kleinen Parzellen in Doornkop ihre eigenen Häuser zu bauen.
Nthabiseng Hlongwane hat sich dort ihr eigenes komfortables Haus gebaut, so dass ihre Kinder nicht mehr in einer Hütte leben müssen. Doch dann sah sie sich mit neuen Problemen konfrontiert. Die
Gemeinde war gezeichnet von einer hohen Arbeitslosenrate und Gewalt – vor allem häusliche Gewalt gegen Frauen und Kinder breitete sich aus.
Wieder wurde Nthabiseng Hlongwane aktiv. 1996 gründete sie einen Zufluchtsort: eine Tagesbetreuung für Kinder, die sich selbst überlassen sind, während ihre Eltern arbeiten oder Arbeit suchen, und ein Heim für misshandelte und HIV & AIDS-infizierte Kinder, die von der Polizei zu ihr gebracht werden. Nthabiseng Hlongwane kümmert sich ohne staatliche finanzielle Hilfe um sie. Inzwischen hat sich daraus das Mme Dimpho Hani Child Care Centre entwickelt, benannt nach der Witwe des 1993 ermordeten ANC-Aktivisten Chris Hani.